Enzymtherapie

Bromelain (aus Ananas) und Papain (aus Papaya) sind pflanzliche, eiweißspaltende (=proteolytische) Enzyme. Obwohl die Bestandteile und Basismechanismen, die die Wirksamkeit betimmen, bislang nur teilweise erforscht wurden, sind entzündungshemmende, abschwellende sowie gerinnungshemmende Aktivitäten experimentell und klinisch belegt.

Man unterscheidet:

  • Monoenzyme: z. B. Papain, Bromelain (Bromelain-POS, Phlogenzym mono u.a.) und
  • Enzymgemische: Kombinationen pflanzlicher Enzyme, wie z. B. Bromelain mit Papain (Equizym MCA, Equinovo) sowie Kombinationen pflanzlicher Enzyme mit solchen tierischen Ursprungs, wie z. B. Trypsin und Chymotrypsin (Phlogenzym, Wobenzym plus, Wobe-Mucos u.a.).

 

Für Monoenzyme bzw. Enzymgemische wurden in Experimenten folgende Wirkungen gezeigt:

  • Immunmodulation,
  • antitumorale Aktivitäten,
  • antimetastatische Aktivitäten,
  • antiinfektiöse Aktivitäten.

 

Gut dokumentierte Anwendungsbeobachtungen, also klinische Erfahrungen, liegen lediglich für proteolytische Enzymgemische vor. Hier wurden Einflüsse der Therapie auf die Immunitätslage und die Lebensqualität, hier vor allem auf die Reduktion von Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapien, belegt (1).

Bewertung

Die komplementärmedizinische Gabe proteolytischer Enzymgemische zeigte in wirksamkeitsnachweisrelevanten Studien mit Brustkrebs-, Darmkrebs- und Plasmozytompatienten und -patientinnen u. a. eine signifikant verbesserte Lebensqualität unter Chemo-/Strahlentherapie durch Verringerung von Nebenwirkungen (seltener Schleimhautschäden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsverlust und Hautreaktionen) (2).

Proteolytische Enzympräparate können komplementärmedizinisch verabreicht werden:

  • während Chemo-/Strahlentherapien,
  • bei Entzündungen; bei akuten Schwellungszuständen, z. B. nach Operationen und Verletzungen,
  • bei Gelenkbeschwerden, z. B. in Folge von Schleimhautschäden unter/nach Chemo- und Hormontherapien.

Anwendung

Während einer Chemo- oder Strahlentherapie hat sich die Einmalgabe von täglich (ca. 4.000 FIP-Einheiten = enzymatische Aktivität) bewährt. Jeweils mindestens eine Stunde vor und nach der Einnahme von proteolytischen Enzymen sollte keine Nahrungsaufnahme erfolgen.

Nebenwirkungen der Behandlung, meistens verursacht durch falsche Einnahme, können sein:

Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, selten Übelkeit. Sie bedürfen in der Regel keiner speziellen Therapie. In schwereren Fällen sollte die Einnahme der Enzyme abgebrochen werden.

Tipp

Therapeutisch vielversprechend und preisgünstig sind insbesondere innovative Kombinationen (z. B. Equizym MCA, Equinovo) aus Natriumselenit (Selen), pflanzlichen Enzymen sowie pflanzlichen Lektinen, die insbesondere auch Haut und Schleimhäute schützen können.

 

Lektine

Lektine sind zuckerbindende Eiweiße, die insbesondere in Pflanzen, in Mikroorganismen (z. B. Viren, Bakterien, Parasiten), aber auch im menschlichen Organismus vorkommen. Sie habe sich als wichtige Hilfsmittel für die immunologische und biochemische Forschung im Bereich der Zellbiologie erwiesen und klinisch als pflanzliche Heilmittel zur Stabilisierung von Schleimhautfunktionen (z. B. Linsenlektin).

Als großmolekulare Substanzen werden sie im menschlichen Körper nicht aufgenommen, da sie die Schleimhautbarriere nicht überwinden können. Sie fungieren als sogenannte „biologische Signalgeber“.

In dieser Funktion könne sie die Aufnahme und Wirksamkeit von Medikamenten und Heilmitteln verbessern und die flüssigkeitsfreisetzenden Schleimhautzellen aktivieren, die insbesondere unter Krebsstandardtherapien in ihrer Funktion eingeschränkt sind.

Achtung

Die hier geschilderte Wirkungsweise von Lektinen aus Hülsenfrüchten (Linse, Erbse) darf nicht verwechselt werden mit der von Mistellektinen (Misteltherapie). Letztere beeinflussen das Immunsystem als Ganzes und können für Krebspatientinnen und -patienten Gefahren bergen, da Über- und Fehlstimulationen möglicherweise auch das Krebszellwachstum anregen.

 

Quellen

(1) Leipner J et al. (2000). Systemic Enzyme Therapy in Oncology. Effect and Mode of Action. Drugs 59(4):769-780.
(2) Beuth J (2008). Proteolytic enzyme therapy in evidence-based complementary oncology: fact or fiction? Int. Cancer Ther. 7(4):311-316.